Die Geschichte von Hof Sprikeltrix

1989 – Nicht nur für das wiedervereinigte Deutschland war es ein historisches Jahr, sondern auch für uns, Rudi und Susanne. Wir übernahmen den Hof von Rudis Eltern. 

Bei uns geschieht jedoch selten etwas nach gewöhnlichem Muster, so war es ein Unglück, das uns die Verantwortung für den Hof übertrug. Während im Osten die Mauern fielen, brannten unsere ab. Das Viehhaus wurde dabei völlig zerstört. Doch statt die Flinte ins Korn zu werfen, sagten wir uns: „Jetzt erst recht! Der Hof soll auch in nächster Generation weitergeführt werden!“ Die ganze Familie krempelte daraufhin die Ärmel hoch und packte kräftig mit an. So zogen nach gar nicht allzu langer Zeit Ferkel und Schweine für Zucht und Mast in die neu errichteten Ställe ein, auf den Feldern gediehen Weizen, Gerste, Raps, Mais und Zuckerrüben. Das alltägliche Leben in der Landwirtschaft kehrte endlich wieder zurück auf den Hof.

Die artgerechte Haltung unserer Tiere war für uns von da an von großer Bedeutung. Wir verbannten Antibiotika weitestgehend aus dem Stall und setzten grundsätzlich auf eine homöopathische Behandlung unter der Leitung von Susanne. Für viele war das neu. Fernsehen und Presse standen regelmäßig in Gummistiefeln bei uns im Viehhaus und berichteten im Anschluss darüber. 

Der Hof blühte im Laufe der 1990er Jahre immer weiter auf. Der Betrieb sollte vergrößert werden, die nötigen Baugenehmigungen lagen vor. Doch den finalen Startschuss für die Ausbaumaßnahmen hörte man in der Soester Börde nie. Ein Arbeitsunfall im Januar 1999 machte den geschmiedeten Plänen einen unerwartet dicken Strich durch die Rechnung. Rudi fiel ein halbes Jahr aus, erst Krankenhaus, dann Reha. Dass das Schicksal andere Pläne mit uns hatte, sollte sich erst später offenbaren.

Für Susanne bedeutete das, zur Managerin des Jahres werden zu müssen. Für vier kleine Kinder, Haus und Hof übernahm sie in Rudis Abwesenheit die alleinige Verantwortung – und vor allem die Arbeit. Es mussten die Zuchtsauen und Ferkel versorgt, die Buchhaltung erledigt, Ein- und Verkäufe durchgeführt sowie das Düngen und Bestellen der Felder organisiert werden. Kein Wunder also, dass sie eine Kur nach Rudis Rückkehr im Juli 1999 verdient und nötig hatte.

Während Susanne sich fernab erholte, nahm Rudi das Zepter über Haus, Hof und Familie in die Hand. Und zum Ausspannen mit Freunden – eines Abends auf dem Schützenfest im Nachbardorf – auch das eine oder andere Gerstenkaltgetränk. Zu vorgerückter Stunde erreichte Rudis Ohren folgende und folgenschwere Frage: „Hättest du nicht Lust, auf deinem Hof mal einen Kindergeburtstag auszurichten?“ Aus der sprichwörtlichen Bierlaune heraus sagte Rudi zu. Wir ahnten nicht, dass sich in diesem Moment all jene Puzzleteile zusammenfügten, die uns das Schicksal in den Jahren und Monaten zuvor in die Hand gedrückt hatte. Hätten wir unsere geplanten Ausbaumaßnahmen umsetzen können, wäre das – wenn überhaupt – ein einmaliger Spaß gewesen. Wir hätten aufgrund der hohen Investitionen auch für die Zukunft auf die Landwirtschaft gesetzt. So aber entwickelte sich das Leben und Treiben auf unserem Hof plötzlich in eine neue, gänzlich ungeahnte Richtung.

Einige Tage später stand eine Truppe freudestrahlender Zwerge mit roten Wangen bei uns auf der Matte. Klar, dass das eine Riesenerfahrung ist, wenn man einen Bauernhof bislang nur aus Bilder- oder Schulbüchern kennt. Oma und Onkel übernahmen die Verpflegung, Rudi hatte zuvor ein Programm ausgearbeitet – unter anderem mit Schweinefüttern, Treckerfahren und einer Schatzsuche. Was zudem noch so möglich ist auf so einem Bauernhof, hat uns dann die wilde Kindermeute gezeigt. Da wurde gerannt, getobt, gegraben und gewerkelt, wo es was zu werkeln gab. Ein voller Erfolg, der auch den anwesenden Müttern nicht verborgen blieb. Die wollten direkt das gleiche Programm an Ort und Stelle für die Geburtstage ihrer eigenen Kinder buchen. Dafür brauchte Rudi jedoch selbst erst einmal ein Okay.

Susanne gab ihr Okay. Wieder zurück auf dem Hof, sorgte sie für die Verpflegung der kleinen Partygäste, Rudi sollte für die Bespaßung verantwortlich sein. Von nun an ging hier die Post ab. Den Startschuss dazu hörte man dann wirklich in der ganzen Soester Börde – in Form von glücklichem Kinderlärm. Da wir selbst Riesenspaß am Umgang mit den kleinen – in Begleitung von großen – Menschen hatten, dachten wir uns: Warum nicht auch Feiern für Erwachsene ausrichten? Gesagt, getan. Anfangs waren es Gruppen von maximal 30 Personen, die zu uns kamen, im Laufe der Zeit wuchsen sie immer mehr. Wir brauchten mehr Platz – und dringend Hilfe.

Wir bekamen nicht einfach nur Hilfe, wir bekamen ein großartiges Team – das bis heute wächst. Service, Reinigung, Kinderbetreuung, Grillmeister, Küche et cetera: Es fällt einiges an Arbeit an und wir sind nicht nur ungemein stolz auf unser Sprikeltrix-Team, wir sind in erster Linie dankbar für alle, die bei uns sind, waren oder noch kommen werden. Nicht zuletzt arbeiten heute auch unsere eigenen Kinder tatkräftig mit daran, dass Sprikeltrix so außergewöhnlich und herzlich ist, wie es eben ist.

Nach einem Wust an Genehmigungsverfahren liefen im Jahr 2000 auch die ersten Baumaßnahmen unter der strengen Aufsicht von Susanne an. Sie kennt da zum Glück keine Kompromisse. Es gibt bei ihr nur zwei Optionen: entweder unschlagbar gut – oder gar nicht! Nur unter dieser Vorgabe konnte folgende Liste der Maßnahmen in Angriff genommen werden: Abenteuergelände mit Teich, Wasserfall, Indianerdörfer aus Kopfweiden, Ritterburg, Seilbahn, Sandgrube mit Pumpe, Lagerfeuerplätze, kleines Blockhaus, WC-Anlage. Auch die Planung und Gestaltung des Gartens lag vollends in Susannes Händen. Die Materialien besorgten wir aus der Region und setzten die meisten Arbeiten in Eigenregie und mit der Hilfe von Familie, Freunden, Bekannten und Verwandten um. Auch dank ihnen strahlte unser Hof auf einmal heller als je zuvor.

Kaum war das Blockhaus fertig, gab es erste Anfragen – ob man nicht mal mit dem Kegelclub oder der Firma vorbeikommen und darin feiern könne. Was für eine Frage. Genau das wollten wir hören! Die Anfragen wurden immer mehr, die Gruppen immer größer. So mussten im Jahr 2002 der alte Pferdestall sowie das Fahrsilo einem größeren Blockhaus weichen, die Remise wurde mit Eichenhölzern komplettsaniert. Hier wurden wieder Eichenstämme aus heimischen Wäldern verbaut. Doch auch das reichte nicht an Platz. Die Gruppengrößen wuchsen schneller als der Anbau auf den Feldern, die wir weiterhin bewirtschafteten, die Schweinezucht betrieben wir ebenso parallel. Der alte Melkstall wurde somit abgerissen und ein neuer gebaut, der den Anforderungen für große Feiern gerecht wurde. Endlich hatten wir ganz andere Möglichkeiten – und vor allem Platz – für bis zu 500 feiernde Personen. Die Errichtung des Hochzeitspodestes im Jahr 2014 ist unsere aktuell letzte größere Baumaßnahme. Seitdem haben sich schon viele Menschen das Ja-Wort in unserem Garten gegeben – worauf wir zugegebenermaßen auch ein wenig stolz sind.

30 Jahre nach der Übernahme des Hofes war es dann soweit: Wir haben 2019 den landwirtschaftlichen Betrieb weitestgehend eingestellt, um uns voll unseren Gästen widmen zu können. Die Viehhaltung ist gänzlich passé, der Großteil der Ackerflächen wurde verpachtet. Auf ihnen findet heute der Bio-Anbau von Möhren, Zwiebeln, Kartoffeln, Weizen und Klee statt.

Wir sind dankbar für das, was uns die Natur gibt – und deshalb geben wir ihr liebend gern zurück, was wir können. Drei Hektar unserer ehemals bewirtschafteten Flächen gehören heute zum Vogelschutzgebiet. Etwa 1500 heimische Bäume und Büsche wurden angepflanzt, darunter Eiche, Esche, Birke, Erle, Buche, Kastanie, Hainbuche, Weißdorn oder Haselnuss. Durch das Anpflanzen von über 200 Kopfweiden sowie die Begrünung von Dächern und Fassaden schaffen wir Nistgelegenheiten für Vögel als auch Lebensräume für Insekten – zum Beispiel für Hornissen, die man bei uns nun wieder bestaunen kann. Wir haben die Fließgeschwindigkeit im Bachbett verringert, Kolke und Mulden angelegt, sodass die Stichlinge wieder aus dem Wasser grüßen! Auch die Amphibien danken es uns. Salamander überstehen hier wieder den Sommer in den Ritzen der Bruchsteinmauer, seltene Froscharten bewohnen den Teich, das Bachbett und seine Ufer. Man trifft hin und wieder den Eisvogel im Garten, auch die Turmfalken sind zurück und nisten hoch oben in der Scheune. Verschiedene Fledermausarten haben sich angesiedelt und schwirren abends durch die Lüfte.

Heute sind wir glücklich über den Weg, der uns bis hierhin geführt hat, mal durch eigene Entscheidungen, mal durch schicksalhafte Fügungen. Anscheinend sind wir so in unserer Art auch für andere interessant, weshalb wir auch hin und wieder im Fernsehen zu sehen sind, wie im WDR oder auf VOX. Uns ist dabei nicht wichtig, dass man unsere Gesichter über den Bildschirm flackern sieht, wir haben einfach ständig Lust auf Abenteuer und auf Neues. Wir glauben, das merkt man auch unserem Hof an, der ständig in Bewegung ist und unseren Gästen offensichtlich große Freude bereitet. Wir freuen uns jedes Mal aufs Neue mit ihnen und sind gespannt, wo uns unsere Reise noch hinführt.

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